Kapitel 1
Der Aufstieg



 Langsam fiel er rückwärts zu Boden, alles um ihn herum verlangsamte sich
und winzige Details erschienen auf einmal glasklar.
Sein Gegenüber hob schwer atmend das Schwert und wollte es ein letztes Mal
auf ihn niederschmettern lassen. Langsam, unendlich langsam schoss die Klinge
dem Gefallenem entgegen, er konnte die Sekunden, die er noch zu leben hatte zählen,
Sandkörner in einer Sanduhr gleich rieselten sie einzeln an ihm vorbei.
Er schloss die Augen um dem Tot nicht in die Augen schauen zu müssen
wenn er ihn holen kommen würde. Und dann geschah etwas, worauf er nicht
vorbereitet gewesen war. Der Tot gab seine, ihm sichere Beute, wieder frei.
Ein Schlag und dann Schwärze. Schlagartig erwachte er wieder
und wurde sich der um ihn tobenden schlacht bewusst. Der Angreifer lag neben ihm,
tot, mit einem im Brustkorb steckenden Pfeil. Plötzlich surrte ein Schwert
an seinem Ohr vorbei und bohrte sich neben seinem Kopf in den Boden.
Augenblicklich war er wieder mit einer gezogenen Waffe auf den Beinen,
wich dem nächsten Schlag aus und erstach mit lang ausgestrecktem Arm den Gegner.
Sich kurz orientierend, warf er sich seinem nächsten Gegner entgegen.
Stunden später blickte der Zauberer Zel von dem Hügel, auf dem der Kommandoposten
lag, auf die mit unverminderter Stärke unter ihm tobende Schlacht herab.
"Das dauert zu Lange. Bis die Festung endlich in unserer Hand ist wird er
schon längst geflohen sein."
"Herr, die Truppen geben ihr Bestes, aber die Feinde sind uns zahlenmäßig ebenbürtig.
Somit muss jeder Meter hart erkämpft werden." Sich umdrehend, wendete Zel sich von
der unter ihm tobenden Schlacht ab und der Diskussion hinter ihm zu.
"Wir werden uns eine Bresche mitten durch die beiden Armeen hindurch schlagen müssen"
warf er ein.
"Das können wir nicht machen, wenn wir kämpfen müssen, sind wir danach zu sehr geschwächt
als dass wir ihm etwas anhaben könnten", erwiderte ein anderer Magier.
"Lieber geschwächt als gar nicht, sag ich nur. Ich würde lieber mein Glück geschwächt
versuchen als ihn entkommen zu lassen".
Zel ließ sich Zeit und blickte jedem der anwesenden Magier in die Augen, bevor er fort fuhr
"Oder was meint ihr Brüder und Schwestern?" Unruhig schauten sich die anderen an.
"Ja gut, dann lasst es uns versuchen!" rief einer.
Minuten später marschierte eine Truppe von mehreren Dutzend Elite Soldaten
und in deren Mitte dreizehn Zauberer den Hügel hinab. Die Armee teilte sich vor ihnen
bis sie die Front erreichten und auf die feindliche Armee stießen.

Argus schaute von dem am Boden verblutenden Mann, auf der Suche nach dem
nächsten Gegner auf, als er die kämpfenden Zauberer zu seiner Rechten erblickte.
Wie ein Meer teilte sich die Armee vor ihnen, bis sie auf die Feinde traf
und dies mit ihren verheerenden Magien eindeckten. Sich den Magiern anschließend
stand er schon bald neben einem Elfischen Magier und schlug die Gegner nieder,
die der Magierin zu nahe kamen.

Zäh zogen sich die Stunden dahin, und ohne es zu merken stand Argus schon bald vor dem Tor.
Verwundert schaut er sich um. Nicht alle Magier hatten es geschafft,
aber die Verluste waren nur gering und zu verkraften. Dafür zog sich hinter
ihnen eine Schneise der Verwüstung und des Todes durch die feindlichen Linien.
Einer der Zauberer trat nun vor und schritt auf das Tor zu.
Endlich war es geschafft. Sie standen nun schließlich vor den Toren.
Zel trat vor und schritt fast gemächlich auf das bedrohlich vor ihm
aufragende Tor zu. Einen halben Meter davor hielt er an
und murmelte leise einen Spruch. Die Hand ausstreckend, berührte er
das Holz leicht mit seinem Zeigefinger. Sogleich breiteten sich
Blitze wellenförmig von seinem Finger in alle Richtungen aus.
Nur Sekunden später zerfiel das Tor mit einem ohrenbetäubenden Donnern
in zausende von Splittern. Argus, der sich vor den Splittern schützend auf
den Boden geworfen hatte, schaute verwundert auf als der erwartete
Splitterhagel ausblieb. Die Magier hatten einen Schutzschild aufgebaut
und alle Splitter auf die hinter dem Tor wartenden feindlichen Truppen
abgeleitet. Diese hatten die ganze Wucht der Explosion abbekommen.
Die, die nicht schon von den Splittern getötet worden waren, wurden
nun von den hinein stürmenden Soldaten skrupellos nieder gemacht.
Alsbald war der Weg frei und die Magier machten sich auf den Weg
zum Thronsaal, wo sich der Dämon niedergelassen hatte.
Sie stießen nur noch auf vereinzelten Widerstand, der schnell
von den nachrückenden Truppen gebrochen wurde. Vor dem Thronsaal,
befahlen die Magier den Soldanten sich zurückzuhalten,
da sie sonst nur stören würden.

Hocherhobenen Hauptes durchschritt Zel, mit den restlichen Magiern
im Rücken die gewaltigen Flügeltüren, die mit ihm fremden Symbolen verziert waren.
Vor ihnen im Zentrum der kreisrunden Kammer saß der Dämon.
Auf einer kleinen Erhebung thronte sein gewaltiger Leib.
Wie ein zur Gestalt gewordener Alptraum trumpfte er auf. Zel ließ seinen Blick
über das Wesen schweifen. Mit seinen zwei gewaltigen Hörnern
und der breiten platt gedrückten Nase erinnerte sein Kopf an den eines Stieres,
nur das der Dämon eher eine rötlich braune Hautfarbe hatte.
Der Köper war riesig und man konnte deutlich die mächtigen Muskeln unter
der Haut arbeiten sehen. Sich erhebend offenbarte er seine ganze Größe.
Verängstigt von der Größe traten einige Magier einen Schritt zurück,
wurden dann aber von dem Mut der restlichen wieder nach vorne getrieben.
Mit peitschendem Schwanz deutete der Dämon auf die Magier.
"Ihr! Ihr jämmerlichen Kinder wollt mich besiegen? Es war reines Glück das
ihr es so weit geschafft habt. Aber hier endet nun euer Weg."
Sein Lachen zerriss auf einmal die aufgekommene Stille. Aus vollem Halse
lachte dieser über die Torheit, der sich ihm entgegenstellenden Magier.
"Da irrst du dich, wir sind gekommen um dich zu besiegen und dahin zu
verbannen wo du hergekommen bist. Brüder und Schwestern stellt euch auf!"
schrie ihm Zel entgegen. Augenblicklich formten die Magier einen Halbkreis um den
Dämon und fingen an ihre Sprüche zu wirken. Zel der am Kopf des Halbkreises stand,
verband sich mit den restlichen Magiern um ihre Energien zu kanalisieren
und auf den Dämon zu werfen.
"Nein, das kann nicht sein! Was ist das für eine Magie?"
rief der auf einmal unsicher gewordene Dämon aus.
"NEEEEEEEEIIIINNN!" schreiend lief er auf die Magier zu
und versuchte mit seinen Gewaltigen Pranken auf diese einzuschlagen.
Ein paar Meter vor den Magiern aber prallte er auf einmal auf ein
unsichtbares Schild, welches ihn nicht vorbei lassen wollte. Voller Wut fing
er an auf das Schild einzuschlagen, welches bei jedem Hieb bläulich aufleuchtete.
"Er ist zu stark ich kann das Schild nicht mehr lange halten"
rief einer der Magier zu Zel
"Beeil dich!" Zel, dem aus jeder Pore Schweiß austrat, steigerte seine Konzentration
und versuchte seine Bannsprüche noch schneller zu wirken,
was aber bei dem von dem Dämon gemachten Lärm nahezu unmöglich schien.
Dieser prügelte mittlerweile mit seiner ganzen Kraft auf das Schild ein. Mit einem lauten
"NEIN!" brach plötzlich eine der Magierinnen zu Zels Rechten zusammen und blieb,
wie ein Haufen loser Kleider, am Boden liegen. Durch das Schicksal einer ihrer
Schwestern angespornt, steigerten die restlichen Zauberer ihre Anstrengungen an.
Aber nicht nur sie verstärkten ihre Anstrengungen, auch der Dämon schlug noch wilder
auf das Schild ein. Vor Anstrengung keuchend hörte Zel wie immer mehr Magier zu seinen
Seiten zusammenbrachen.
"Kleiner Zauberer! Siehst du wie immer mehr deiner Freunde sterben? Du wirst ihnen bald folgen!"
Bestürzt blickte sich Zel um. Alle seiner Gefährten lagen tot am Boden.
Ein unbeschreibliches Grauen durchfloss ihn. Er war kurz vor dem Aufgeben
als er die Stimmen des Soldaten hörte, die sich aufopferungsbereit nun auf den Dämon warfen,
um ihm noch mehr Zeit zu verschaffen. Von ihrem Mut angesteckt, konzentrierte sich Zel
noch einmal und ließ alle seine Energie in den letzten Bannspruch einfließen.

Argus sah wie immer mehr Magier tot zusammenbrachen. Er musste eine Entscheidung fällen,
sollte er sich mit den restlichen Soldaten auf den Dämonen werfen und diesen so ablenken.
Dies könnte aber auch den Magiern schaden, die dadurch aus ihrer Konzentration gerissen
werden konnten. Oder sollte er hier abwarten, wie man es ihm befohlen hatte.
Mittlerweile stand nur noch Zel und dieser schien durch den Tod der anderen Mutlos
geworden zu sein. Ohne lange nachzudenken schrie Argus
"Mir nach Männer!" Und stürmte mit hocherhobenem Schwert auf das Ungetüm zu.
Bald schon hatten sie den Dämonen umringt und lenkten ihn von Zel ab,
der sich mit Schweiß überströmten Augen und verdoppelten Anstrengungen wieder
dem Bannspruch zuwendete. Reihenweise tötete der Dämon die Soldaten, während Zel
den Zauber wirkte. Bis auf einmal das Ungetüm kreischend aufschrie und Zel
"Hiermit banne ich dich!" laut rief.
"Weg von ihm!" schrie Argus zu den Soldaten als sich plötzlich ein roter
Nebel um den Dämon bildete. Langsam deckte der Nebel diesen ganz ein und fing
dann sich immer schneller um diesen zu drehen.
Erstaunt betrachteten die Soldaten das Ende der Kreatur die solch eine
Verheerung über das Land gebracht hatte. Immer schneller drehte sich der Nebel
und zog sich gleich zeitig noch zusammen. Kleiner werdend verdichtete
sich der Nebel und die rötliche Färbung nahm immer mehr zu, bis mit einem
leisen klirren ein rot schimmernder Kristall auf den Boden fiel, wo kurz
zuvor noch der Dämon gewütet hatte. Fast Augenblicklich brachen die
überlebenden Soldaten in Jubel aus. Die Stimmung war ausgelassen
und alle freuten sich, sodass nur Argus der sich abseits der Jubelnden hielt
bemerkte wie sich Zel langsam wie hypnotisiert dem am Boden liegendem Kristall näherte.


Voller Erleichterung sah Zel wie der Kristall zu Boden fiel.
Eine Woge der Freude durchfuhr ihn. Diese hielt aber nicht lange an,
denn sein Blick fiel auf seine Freunde und Gefährten die Tot am Boden
neben ihm lagen. Wie fallen gelassene Puppen lagen sie mit verrenkten
Gliedern am Boden. Ihre Gesichter waren Masken des Entsetzens.
Zel wollte lieber nicht wissen was sie im Moment ihres Todes sahen,
schön kann es nicht gewesen sein. Als sein Blick über die Toten schweifte
wurde ihm auf einmal klar, dass er der einzige voll ausgebildete Magier in ganzen Land war.
"Du hast den Dämon besiegt, sie sollten dir alle dankbar sein"
flüsterte auf einmal eine leise Stimme in seinen Gedanken.
"Was war das?" dachte sich Zel. Er blickte sich um, konnte aber
niemanden in seiner Nähe entdecken.
"Sie sollten vor dir knien und dir huldigen, für die Tat die du vollbracht hast."
meldete sich die Stimme zurück. Und tatsächlich dachte Zel, dass es stimmte.
Er hatte den Dämon besiegt, nicht die Soldaten. Ohne ihn wären jetzt alle tot.
Wie zufällig fiel sein Blick auf den Kristall, der in eben diesem Moment
kurz aufleuchtete. Zel blickte sich um, aber anscheinend hat dies sonst
niemand bemerkt. Langsam ging er auf den Kristall zu, um zu erkunden was
es mit diesem eigenartigen Verhalten des Kristalls auf sich hat.
An dem Kristall angekommen vernahm er auf einmal wieder diese geheimnisvolle Stimme.
"Der Dämon ist noch nicht ganz gebannt, du musst den Kristall zerschlagen
damit er verbannt ist!" In Gedanken stimmte Zel der Stimme zu
und bückte sich um den Kristall aufzunehmen. In dem Moment als seine Hand
die unebene Oberfläche des Kristalls berührte, durchflutete ihn eine Woge der Macht,
einer Macht die er noch nie in seinem Leben gespürt hatte.
"Wenn du den Kristall aber nicht zerstörst, kann die Macht für immer dir gehören!"
säuselte die Stimme. Unschlüssig verharrte Zel in gebückter Position.
Geistesabwesen streicht seine Hand fast zärtlich wie bei einer Geliebten über den Kristall.
"Was soll ich tun?" dachte er sich.
"Du hast sie befreit, es ist nur Recht, wenn sie dir dienen, denn sie stehen ja in deiner Schuld."
vernahm er wieder die Stimme.
"Ja du hasst Recht. In meiner Schuld stehen. Es ist nur gerecht so"
murmelte Zel leise vor sich hin.
"Außerdem würden sie sich nur selbst bekriegen, da sie sich auf keinen König einigen könnten."
"Ja sie brauchen eine starke Hand die sie führt. Dieser muss auch gebildet sein,
um beim Wiederaufbau zu führen und zu leiten" stimmte Zel der Stimme wieder zu.
"So eine Hand wie die deine" suggerierte die Stimme weiterhin.

Argus beobachtete Zel, wie dieser über den Kristall gebeugt verharrte.
Der Magier schien wie verzaubert auf den Stein zu starren, ganz versunken in den roten
Tiefen von diesem. Leise näherte sich Argus dem Mann von hinten und sprach ihn laut an.
"Magier Zel! Ist der Dämon besiegt?"
Er hatte diesen so laut angesprochen, dass es alle in der Halle vernommen hatten.
Erwartungsvolle Stille senkte sich im Saal, als sich alle Augen zu dem Magier wendeten.
Dieser hob gemächlich den am Boden liegenden Kristall auf und befestigte
ihn fast in Zeitlupe an der Spitze seines Stabes. Als dieser dann den Blick hob
und die Soldaten anblickte, erspähte Argus ein glitzern in dessen Augen,
dass es ihn fröstelte. Der Magier hatte sich verändert, nur wie, wusste Argus noch nicht.
"Ja der Dämon ist besiegt und gebannt"
"Was ist mit dem Kristall?" fragte einer aus der Menge.
"Der Kristall? .... dieser hat euch nicht zu Kümmern!" antwortete Zel
mit einem dämonischem Lächeln.




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